In Fladungen wurde Geburtstag gefeiert. Vor 40 Jahren wurde die Christuskirche eingeweiht. Am 2. Dezember 1979 übergab OKR Rudolf Meiser offiziell das Gemeindezentrum mit Pfarrhaus an die Gemeinde. Am 1. Advent wurde nun mit einem Festgottesdienst mit Dekan Dr. Matthias Büttner dieser Geburtstag gefeiert und gleichzeitig die neue Orgel eingeweiht ...
Im Gottesdienst war die neu erworbene Orgel erstmals zu hören, sie wurde gleichsam aufgeweckt in ihrer Klangfülle durch den Dekanatskantor KMD Thomas Riegler, der neben eigenen Kompositionen auch ein Orgelstück seines Nördlinger Kollegen Udo Knauer im Gepäck hatte.
Seit etwa hundert Jahren wird in Fladungen evangelischer Gottesdienst gefeiert. Ab 1924 wurde den evangelischen Christen ein Raum im alten Amts-und Centhaus der Stadt zur Nutzung als Betsaal überlassen. Ende der 1950er Jahre kam der Wunsch nach einer eigenen Kirche auf, den man schließlich 1979 verwirklichen konnte. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnte man am 1. Advent in das neue evangelische Gemeindezentrum einziehen, das auf dem ehemaligen Kindergartengrundstück errichtet wurde.
Die 1981 für die Kirche beschaffte Orgel wurde 2016 durch einen Starkregen, der auch das ganze Untergeschoss des Gemeindezentrums überschwemmte, so in Mitleidenschaft gezogen, dass sie nicht mehr bespielbar war. Hohe Gebäudesanierungskosten machten der Gemeinde überdies zu schaffen - eine große zweckgebundene, anonyme Spende machte es aber möglich, dass heuer die Orgel aus der mittlerweile entwidmeten Hösbacher Kreuzkirche erworben werden konnte. Die Ostheimer Orgelbaufirma Hoffmann und Schindler setzte das Instrument schließlich fachmännisch und rechtzeitig zum Jubiläum um. So konnte der Gottesdienst auch musikalisch eine angemessen festliche Note erhalten.
Viele Gäste waren der Einladung zum Mitfeiern gefolgt. Mit einem „Advents-Walzer“ als Vorspiel zum Choral "Macht hoch die Tür" ließ Thomas Riegler die Orgel und den Zimbelstern erklingen und eröffnete so den Gottesdienst.
Vertrauensfrau Angelika Schmitt bedankte sich für das Kommen, gab einen kurzen Abriss der historischen Entwicklung der evangelischen Gemeinde und verwies auf den besonderen Symbolgehalt der Zahl 40 in der christlichen Tradition. Sie übermittelte Grüße von Else Reuter, die jahrzehntelang in der Gemeinde die Orgel spielte, aber mit 101 Lebensjahren nicht mehr persönlich teilnehmen konnte und brachte schließlich Genesungswünsche für Christel Kupfer zum Ausdruck, denn die amtierende Pfarrerin der Fladunger Gemeinde konnte krankheitsbedingt ebenfalls nicht mitfeiern.
Triumph des Lichts über die Dunkelheit - Predigt über Römer 13, 8-12
Dekan Dr. Büttner rückte in den Mittelpunkt seiner Predigt über das Pauluswort aus dem Römerbrief, Kap. 13 dessen Umsetzung durch Felix Mendelsohn Bartholdy in seiner Sinfonie Nr. 2 D – Dur („Lobgesang“) - "Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen..." Mit einer Einspielung des Stückes nahm Büttner die Zuhörer eindrucksvoll mit hinein in diese Spannung zwischen der Nacht und der Hoffnung auf das Morgenlicht: „Hüter, ist die Nacht bald hin?“
Der Gewandhauskapellmeister sei beauftragt worden zum 400 jährigen Jubiläum der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg, und damit der Möglichkeit zur massenhaften Verbreitung der Bibel, eine Sinfonie zu schreiben. Ähnlich wie die Bibel durch die Buchdruckerkunst Öffentlichkeit bekam, sei die evangelische Gemeinde mit dem Bau der Christuskirche quasi auch erst richtig sichtbar geworden. Sie habe ein steingewordenes Glaubenszeugnis abgelegt und Strahlkraft erhalten, so Büttner.
Wunderbar zum Jubiläum passten auch die Zeilen aus dem Predigttext, dass das Heil jetzt näher sei, als zu der Zeit als wir gläubig wurden. Darin komme die Grundbewegung Gottes zum Ausdruck: die Bewegung auf uns zu. Denn Advent bedeute Ankunft Gottes. „Unser Leben ist ein Leben, in dem Gott uns entgegen kommt, in den großen wie in den ganz kleinen Dingen“, betonte Büttner.
„Hüter, ist die Nacht bald hin?“ Neben Mendelsohn-Bartholdy sei auch der Dichter Jochen Klepper durch den Paulustext inspiriert worden. Sein Lied „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“, stehe heute im Evangelischen Gesangbuch. Und so schloss Büttner die Predigt mit der Bekräftigung „Der Morgen kommt unweigerlich, er kommt, weil Gott kommt“.
Zunächst ergriff Pfr. i.R. Konrad Schellenberger das Wort und freute sich mitfeiern zu können. Er war ab 1982 der erste Stelleninhaber der Pfarrstelle Fladungen und gleichzeitig auch der letzte, denn mit seinem Eintritt in den Ruhestand 2012 wurde Fladungen der Pfarrei Sondheim zugeordnet.
Schellenberger zeigte sich besonders berührt von der Statue des „Guten Hirten“, die vor dem Eingang steht und vom Portal des ehemaligen Kindergartens stammt. Das Bild des Hirten, aber auch des Schäfleins habe ihn lebenslang begleitet und auch im Beruf getragen. Die Kirche sei der Raum, wo man die Stimme des „Guten Hirten“ vernehmen könne.
Stellv. Landrat Peter Suckfüll brachte eigene Erinnerungen an die Amtszeit Schellenbergers zu Gehör und übermittelte Grüße des Landkreises. Er betonte die besondere Rolle der Kirchen als Orte der Begegnung und der Vermittlung von Werten. In dieser Hinsicht sei in Fladungen mit der Christuskirche „ein Leuchtturm evangelischen Glaubens“ entstanden.
Bürgermeisterin Agathe Heuser-Panten bedankte sich für die Leichtigkeit des Gottesdienstes. Sie hob die gute ökumenische Zusammenarbeit und das breite Engagement vieler Ehrenamtlicher hervor, die Aktionen wie ein Kirchenasyl etc. erst ermöglichten. Als Geburtstagsgeschenk von der Stadt Fladungen übergab sie ein Kuvert mit einer Zuwendung an Dekan Büttner.
Für die Katholische Kirche überbrachte Pastoralreferentin Iris Will-Reusch herzliche Geburtstagsgrüße. Mit dem Bild zweier Schwestern verglich sie das ökumenische Verhältnis in Fladungen. Beide Schwestern im Glauben stünden vor der Herausforderung, den Glauben zukunftsfähig zu machen. „Es verbindet uns und es ist wunderbar, dass wir dies miteinander tun!“, schloss sie ihr Grußwort.
Der anschließende Empfang bot nicht nur reichlich Gelegenheit miteinander persönliche Erinnerungen wachzurufen und zu teilen, sondern auch so manchen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Kirchenvorsteher aus Hösbach, die ihre Kirche wegen sinkender Gemeindegliederzahlen aufgeben mussten, freuten sich, dass ihre Orgel nun einen so würdigen Platz gefunden habe und wünschten der Gemeinde eine positive Entwicklung und dass sie ihre Strahlkraft, wie Büttner in der Predigt formulierte, behalte möge.Gerhard Kupfer